Karlsruher Wohnungsbau kommt zu kurz

Eine Wissenschaftliche Abhandlung von Maikel Hollstein
wohnbau

Liegt die Priorität in Karlsruhe in dem Wohnungsbau oder in den öffentlichen Bauten?

Eine Stadt, die durch klassizistische Architektur, aufbauend auf das barocke Zeitalter, von dem Architekten Friedrich Weinbrenner geprägt wurde.1 Anfang des 19. Jhd. entstanden somit neue Wege des Städtebaus, welche die Stadtproblematik fasst.1 3 Der Stadt Karlsruhe wurde somit eine Bedeutung gegeben und die Regelbausteine der Stadt gesetzt. Eine klare Morphologie ist erkennbar. Behördenbauten und öffentliche Bauten wurden von Weinbrenner errichtet, aber auch Wohnhäuser in gleicher Qualität.Weinbrenner selbst entwarf ein genau analysiertes Zentrum, mithin waren nicht die formalen Ansprüche für ihn wichtig, sondern das Schaffen einer Bürgerstadt.1 Bei seinen Gebäuden ließ er sich von Palladios Entwurfsprinzipien beeinflussen und komponierte mehrere Gebäude mit dem System der Überlappung von zweien Giebeln und Tempelfronten.3 Darunter fallen Gebäude im Wohnungsbau, wie das Haus des Generals von Beck und das für die Öffentlichkeit 1872 abgebrochene Ettlinger Tor.3 Weinbrenner hat es zu der Zeit also geschafft, sowohl öffentlichen Gebäude, als auch privaten Gebäuden die gleiche Wichtigkeit und Qualität zu schenken. Heute wird in der Regel so günstig wie möglich Wohnungsbau betrieben, da wenig Geld für den Umbau und Neubau vorhanden ist. Liegt das Augenmerk und die Qualität nur noch in den öffentlichen Bauten? Plastisch räumliche Akzente von Bauten wie Musikhallen oder Theatergebilde helfen der Stadt, das Angebot der Bürgerinnen und Bürger zu vervielfältigen, sorgen aber zugleich auch für eine hohe Investition der Stadt, welches zum Teil aus Steuergeldern im Bereich der Öffentlichen Bauten betrieben wird.2 Um Qualität heute im Wohnungsbau entstehen zu lassen, könnte man die Ansprüche der vielen einzelnen Menschen außer Acht lassen und somit den Fokus auf die Bedürfnisse der großen Masse der Menschen setzen. Wichtige Themen wie die Schonung der Umwelt könnten dabei mit einfließen für einen ressourceneffizienten Weg im Städtebau. In vielen Städten werden oder wurden Großprojekte umgesetzt, wie beispielsweise in Hamburg die Elbphilharmonie, in Berlin der Flughafen und in Stuttgart das Bahnhofsprojekt. In jeder dieser Städte mangelt es an Wohnungen. Auch Karlsruhe gibt ein großes Investment für das Stadtkonzept und die Modernisierung aus.2 Doch was passiert mit den Wohnungsbauten? Kann Karlsruhe einen bezahlbaren Wohnungsraum trotz großer Investorenprojekte schaffen? Die Stadt Karlsruhe gibt 1,5 Milliarde Euro für die U-Bahn aus, welche zum Teil mit Steuergeldern bezahlt wurden, will aber bis zum Jahr 2035 über 10.000 neue Wohnungen schaffen.4 6 Gebäude wie die Konzerthalle werden für ca. 580 Millionen Euro renoviert.5 Der Oberbürgermeister von Karlsruhe Frank Mentrup meint zur allgemeinen Stadtsituation, das 550 Millionen Euro aus Steuergeldern generiert werden.6 Eine der wichtigsten Geldquellen für die Stadt ist die Gewerbesteuer, welche stark von der Wirtschaft abhängt.6 Unter diesen Zahlen werden weder Finanzen des Wohnungsbaus genannt noch von Frank Mentrup erwähnt. Wie viel Geld ist also notwendig, um bezahlbaren Wohnungsraum zu realisieren? Eine Herangehensweise an das Thema wäre ein Abstufungsmodell nach Wichtigkeit von notwendigen Projekten im Bauwesen zu erstellen und somit die Gelder effektiv zu verteilen. Die Städtebauliche Situation in Karlsruhe ist angespannt, da es an Wohnungsbau mangelt und die Flächenversiegelung sowohl knapp als auch gegen die aktuelle Klimasituation geht. Nachhaltiges Denken ist ein Thema und wirkt dem Bauen aufgrund hoher Materialkosten entgegen, befürwortet aber auch viele Projekte. Das nachhaltige Bauen hat Lösungen für den mangelnden Wohnungsbau mit einem Holzmodulbau gefunden. Der Stuttgarter Bauingenieur und Architekt Werner Sobek äußerte in seinen 17 Thesen über Nachhaltigkeit „Wir müssen mit viel weniger Material bauen. Und wir müssen so bauen, dass alle Baustoffe später wiederverwendet werden können“.8 Die Stadt Karlsruhe hat dahingegen viele Förderungen für Innovative Konzepte eingeführt.9 

Unter anderem diskutiert Sie über die Vertikalität und denkt über Lösungen nach für mehr Wohnungen im Randbereich.7 Könnte ein Leichtbau/ Modulbau eine Lösung sein? Ein Ansatz dafür wäre eine sensible Herangehensweise des Aufstockens im Bestand. Bestehenden Gebäude könnten mit einem Modularen System einfach aufgestockt werden.

Die Vertikalität in Karlsruhe könnte Druck in allen Bereichen abnehmen.7 Wohnraum würde sich durch Aufstockung oder Hochbau stark erweitern.7 Zum Thema Kosten können die oberen Geschosse durch einen hochwertigen Ausbau den Preisdruck für kleiner Gebäude senken.7 Eine Querfinanzierung wäre möglich, um in den unteren Geschossen für Bezahlbaren Wohnraum zu sorgen, diskutierte Karlsruhe in dem Höhenentwicklungskonzept 2018.7

Die Stadt Karlsruhe hat 1,5 Millionen Euro und noch einiges mehr an Geldern für die Öffentlichkeit übrig, könnte aber dem Wohnungsbau mehr Beachtung schenken und die Finanzen im öffentlichen Bereich etwas zurückschrauben. Darunter könnte man sich die Frage stellen, ob es Sinn macht, die Konzerthalle für 550 Millionen Euro zu renovieren, obwohl die Karlsruher einen Wohnungsmangel haben. Das Problem des Wohnungsmarktes in Karlsruhe, aber auch in anderen Städten, könnte an den Investoren liegen, da diese den maximalen wirtschaftlichen Nutzen von einem Bauobjekt habe wollen. Durch das finanziell maximale Ausreizen des Bauobjekts leidet evtl. Architektur, Qualität und erhöht den Wohnungspreis pro Kopf. Unter anderem wäre eine politische Lösung hinsichtlich mehr Förderungen für den Wohnungsbau sinnvoll; dies könnte den Wohnungsbau durch eine finanzielle Unterstützung qualitativer machen.

 

  1. https://www.karlsruhe-erleben.de/architektur/klassizismus/weinbrenner
  2. https://www.kontextwochenzeitung.de/politik/563/ein-badisches-s-21-7948.html
  3. https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/literatur/stadtarchiv/HF_sections/content/ZZmpZfdfLtjbY2/Karlsruher%20Beiträge%20Nr1.pdf
  4. https://www.ka-news.de/region/karlsruhe/wohnungsmangel-in-karlsruhe-so-will-die-stadt-bis-2035-ueber-10000-neue-wohnungen-schaffen-und-warum-das-trotzdem-nicht-reicht-art-2682800
  5. https://bnn.de/karlsruhe/karlsruhe-stadt/staatstheater-karlsruhe-umbau-baubeginn-in-einem-jahr-wie-es-weitergeht
  6. https://www.ka-news.de/region/karlsruhe/karlsruhe-stellt-haushalt-zusammen-fuer-was-in-2019-und-2020-viele-millionen-euro-ausgegeben-werden-und-wo-sie-herkommen-art-2285124
  7. https://www.karlsruhe.de/b3/bauen/projekte/hoehenentwicklungskonzept/hek_ws1/ausw_ws/HF_sections/content/ZZodcFYr8aOfxX/WS1%20Poster%201-6.pdf
  8. https://www.wernersobek.com/de/themen/17_statements/
  9. https://www.karlsruhe.de/b3/bauen/hochbau/energie/energieeffizienz/HF_sections/content/ZZkZ38PFKTPcZy/ZZk0x56Snz8fgP/Leitlinie%20Energieeffizienz%20und%20Nachhaltige